Warum reist eine so große Anzahl von Arbeiten aus der gut 100 Arbeiten zählenden Düsseldorfer Klee-Sammlung vom Rhein an die Ems? Betrachtet man die Geschichte der Sammlungen hier wie dort, so ergibt sich eine überraschende Verwandtschaft. Denn beide Museen sind Ergebnis einer privaten Leidenschaft.
Das einst stolze und wirtschaftlich blühende Emden, das einen reichen Bestand an Architektur aus der Renaissance besaß, wurde während des Zweiten Weltkriegs fast vollständig zerstört. Die Wiederbelebung nach der Befreiung und der Wiederaufbau gelangen nicht zuletzt durch ein die Region bestimmendes Volkswagenwerk. Ein berühmter Sohn der Stadt ist Henri Nannen, der sich, nachdem er die Zeitschrift „Stern“ in Hamburg groß gemacht hatte, ganz der Pflege seiner privaten Kunstsammlung widmete. Seine Zuneigung zu Emden mit seinen 50.000 Einwohnern ging so weit, daß er die Kunsthalle gründete. In dem Haus wird der große Bestand an expressionistischer sowie neusachlicher Kunst aus der Sammlung Nannen seit einigen Jahren durch die Sammlung von Otto van den Loo mit Hauptwerken des Informel wie Jean Dubuffet oder Emil Schumacher bereichert.
Die Leidenschaft für die Kunst war auch für George David Thompson Antrieb zu sammeln. Der Amerikaner baute in Pittsburgh ab den 1920er Jahren eine große Sammlung mit Werken der Klassischen Moderne und auch mit Arbeiten von Paul Klee auf. Doch während Henri Nannen seine Schätze der Heimatstadt Emden zum Geschenk machte und ein Haus für die Bilder von Beckmann, Marc und Grosz bauen ließ, entschied sich der Stahlindustrielle Thompson für den Verkauf seiner Bilder, Skulpturen und Zeichnungen. Denn seine Vaterstadt Pittsburgh ging auf die Forderung nicht ein, als Gegenleistung für die Sammlung als Geschenk ein Museum zu gründen. Die Absage in Pittsburgh erwies sich letztlich als ein Glücksfall für Düsseldorf: Der Erwerb der Klee-Sammlung bildete 1960 den Grundstock für die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen und war das Fundament für den Kunstschatz, der heute mit Werken von Picasso bis Beuys, von Pollock bis Agnes Martin zu den berühmtesten im Land zählt.
Die Ausstellung in der Kunsthalle Emden wurde bis zum 19. Juli verlängert.