Kunstsammlung NRW
Susan Philipsz, K21 Ständehaus, Foto: Kunstsammlung

3 Fragen an... Susan Philipsz

In ihrer Freizeit hört Susan Philipsz am liebsten Bands wie David Bowie, Björk oder den US amerikanischen Sänger Bonny Prince Billy. Ihre Arbeit als Künstlerin füllt sie jedoch mit klassischen Konzertstücken, dem eigenen Gesang oder dem zarten Sound einzelner Streichinstrumente. Für ihr klangkünstlerisches Werk erhielt sie 2010 den Turner Preis – bis zum 6. April 2014 ist ihre Arbeit The Missing String in der Bel Etage des K21 Ständehaus zu sehen.

#32 traf Susan Philipsz in ihrer Ausstellung.

#32: In Ihrer Arbeit The Missing String (2013) haben Sie mit den kriegszerstörten Instrumenten Richard Strauss’ Metamorphosen für 23 Solostreicher einspielen lassen. Warum haben Sie ein Stück von Richard Strauss ausgewählt?

Philipsz: Die Wahl auf Richard Strauss fiel erst bei der Entwicklung des Werkes, zum einen weil das Stück sehr bekannt ist und damit für viele Rezipienten eine Verknüpfung zu den Geschehnissen des Zweiten Weltkrieges und im Besonderen der Bombardierung von München darstellt. Zum anderen verweist es eindeutig auf das Auseinanderbrechen der Instrumente, die Zerstörung durch den Krieg. Darüber hinaus ist es für mich auch einfach ein großartiges Musikstück.

#32: Sowohl bei Ihrer Documenta-Arbeit Study for Strings (2012) als auch bei The Missing String (2013) im K21 Ständehaus thematisieren Sie Streichinstrumente im Kontext des Zweiten Weltkrieges. Existieren weitere Verbindungen zwischen beiden Arbeiten? Kann Study for Strings eventuell sogar tatsächlich als eine Studie für The Missing String gelesen werden?

Philipsz: Es stimmt, es gibt tatsächlich mehrere Verbindungen zwischen beiden Werken, sowohl inhaltlich als auch in der prozessualen und technischen Vorgehensweise. Beide Werke beziehen sich beispielsweise auf den Zweiten Weltkrieg, auf Streicherinstrumente und auf die Symbolik der Saite. Trotzdem ist The Missing String eine eigenständige Arbeit, die zudem stark das Fragementarische der zerstörten Instrumente akzentuiert. Das Kaputte, das Zerstörte, die fehlende Saite verweist für mich auch auf die Disharmonie zwischen Staat und Volk, wie diese beispielsweise im Kontext eines Krieges entsteht.

#32: Ihre Arbeiten und Klangsinstallationen sind oft an spezifische Orte und Räume gebunden: Lowlands (2010) wurde unter drei Brücken des River Clyde in Glasgow präsentiert, Study for Strings (2012) an einem Bahngleis in Kassel. An welchem Ort der Welt würden Sie The Missing String außerhalb des K21 präsentieren?

Philipsz: The Missing String wurde extra für die Bel Etage des Ständehauses geschaffen und hat dort ihr zu Hause – deswegen passt die Arbeit auch genau zu diesem Ort und könnte an einem anderen Ort nicht besser funktionieren als hier. Wohin man sie zusätzlich übertragen könnte, ist schwer zu sagen, da sich diese Frage für mich selbst eigentlich nicht stellt – Ort und Arbeit gehören zusammen.

 

Die Fragen stellte Arnika Fürgut, Volontärin der Digitalen Kommunikation in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. Sie hört lieber Bon Iver als David Bowie, ist aber trotzdem sehr beeindruckt von Susan Philipsz' Werken.

  1. 08.03.2014 00:01 Jörg Steinmann
    The Missing String von Susan Philipsz zu erleben empfinde ich einfach als wunderbar. Die durch hingebungsvolle Intonation wiederbeseelten Instrumente bilden eine Gesellschaft von Kriegszeugen und nehmen die Besucher in ihre Mitte. Die vitale Sinnlichkeit der Installation packt mich immer wieder. Bitte erhalten Sie die Arbeit in der Kunstsammlung! Kaufen Sie die Installation bitte an!
    MfG Jörg Steinmann

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