Kunstsammlung NRW
Foto: Hamdy Reda
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„Ich selbst bin ein Anti-System“ - #32 trifft: Hamdy Reda

Der Ägypter Hamdy Reda gründete 2007 seinen Artspace artellewa in einem Stadtteil von Kairo: Zwischen ungepflasterten Straßen, urbanem Chaos und politischen Umstürzen etablierte er sich dort als Ausstellungsmacher, Netzwerker, Kurator und bietet regelmäßig Seminare, Ausstellungen, Artist-in-Residence-Programme und Workshops an.  Als zweiter Gast des F3 Goethe-Residency-Programs war er im Oktober 2014 für vier Wochen in Düsseldorf.

Arnika Fürgut hat ihn für #32 kurz vor seiner Abreise zurück nach Ägypten im K20 getroffen.

#32: Galerie, Experimente-Labor, sozialer Raum, Atelier - dein Artspace artellewa ist nur schwer zu kategorisieren. Wie siehst du ihn selbst und was ist deine Rolle darin?

Reda: In erster Linie sehe ich mich nicht als Galeristen, Kunsthändler und wahrscheinlich auch nicht als Kurator – ich sehe mich eher als Künstler. artellewa ist mein Kunstwerk, mein größtes Kunstprojekt. Es ist ein interaktiver Raum für Experimente in dem Kunst als Kommunikation entsteht und gezeigt wird. Die unterschiedlichen Räumlichkeiten von artellewa nennen wir beispielsweise umgangssprachlich „Küche“ oder „Mixer“ – weil wir dort Gespräche und Ideen zusammenbringen und sich miteinander vermischen lassen, weil wir Prozesse des „Zubereitens“ und „Verfeinerns“ anstoßen wollen. Deswegen ist auch das Publikum und der geografische Kontext sehr wichtig für mich – das alles gehört zu artellewa. Würde ich meinen Artspace beispielsweise auf der Documenta zeigen wollen, müsste ich halb Kairo in ein Flugzeug packen.

Foto: Blick über Kairo vom Dach artellewa
Foto: Blick in die Ausstellung "Supermarket 2014 - Stockholm Independent Art Fair", artellewa 2014

#32: Du hast jetzt über einen Monat ein großes deutsches Museum kennengelernt – worin siehst du die Unterschiede zwischen einem Raum wie artellewa und einer Institution wie der Kunstsammlung?

Reda: Lass mich das mit einem Bild erklären: Beide Räume verhalten sich zueinander wie ein kleiner Stein zu einem großen Felsen – der kleine Stein ist leicht und mobil, du kannst ihn in deiner Hosentasche überall hin mitnehmen, er ist allerdings nicht immer groß und schwer genug um viel zu bewegen. Ein großer Fels hingegen ist zwar nur mit viel Kraft ins Rollen zu bringen, du kannst aber großartige Dinge mit ihm bauen – zum Beispiel eine Pyramide. (lacht)

#32: Morgen fliegst du zurück nach Kairo. Was wirst du nach vier Wochen Deutschland mit nach Hause nehmen? Was gefällt dir besonders an Düsseldorf?

Reda: An Deutschland fällt mir immer wieder auf, dass alles sehr gut organisiert ist, alles nach System funktioniert – ich selbst bin aber eine Art Anti-System. Das macht es mir manchmal ein bisschen schwer mich hier wohlzufühlen, auch wenn ich die Atmosphäre hier sehr mag. Alles ist sauber und ordentlich, so aufgeräumt. Besonders wichtig finde ich, dass ich mit offenen Augen zurück nach Kairo gehe: Ich hatte hier großartige Möglichkeiten meinen Blick zu schärfen. An Düsseldorf werde ich vor allem die schönen grünen Parks vermissen – denn obwohl sich die Landschaft hier deutlich von der in Ägypten unterscheidet, gefällt sie mir sehr gut.

Link zur Website artellewa:

artellewa

Einen Mitschnitt des Vortrags von Hamdy Reda bei F3 im Schmela Haus gibt es hier:

on record: Hamdy Reda bei F3