Kunstsammlung NRW
Klaus Rinke, Instrumentarium, Aufbauansicht in der Nef des CCC OD, 2017, © E. Decouard - CCC OD, Tours

"Düsseldorf mon amour" – Vom Rhein an die Loire

Mit einer Doppelausstellung widmet sich das Centre de Création Comporaine Olivier Debré (CCC OD) in Tours vom 14. Oktober 2017 bis zum 1. April 2018 dem Künstler Klaus Rinke und der Düsseldorfer Kunstszene.

Für #32 berichtet Jan-Marcel Müller über die erste umfassende Ausstellung in Frankreich zu diesem Thema, in der auch Werke zahlreicher Künstler der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen vertreten sind.

Das Zentrum für zeitgenössische Kunst im französischen Tours: ein Museumsneubau im Herzen der historischen Stadtmitte, gelegen am Ufer der Loire. Dort treten seit Anfang 2017 Arbeiten internationaler Künstlerinnen und Künstler in einen Dialog mit dem Werk des französischen Malers Olivier Debré, nach dem das Zentrum benannt ist.

Mit einer Doppelausstellung widmet sich das CCC OD nun mit Klaus Rinke einer zentralen Figur des deutschen Kunstgeschehens der Nachkriegszeit.Seit den 1960er Jahren wirkt er als Konzept-, Performance- und Land Art-Künstler im Umfeld der Düsseldorfer Kunstszene und lehrte 30 Jahre lang an der Kunstakademie.

Klaus Rinke während einer Performance 1978 am Rhein in Düsseldorf, © Bernd Jansen

In der "Nef" des CCC OD – einer großen Halle in den ehemaligen Räumlichkeiten der Kunsthochschule von Tours – begegnet dem Besucher der Ausstellung eine raumgreifende Installation aus Fässern, Schläuchen, Eimern, Uhren und Wasserhähnen. Es ist Klaus Rinkes "Instrumentarium", das seinen ersten Auftritt 1985 im Forum des Paris Centre Georges Pompidou hatte: Ein Instrumentensystem zum Auffangen, Vermessen und zur Bewegung von Wasser, basierend auf vorgehenden Performances und Installationen des Künstlers.

Klaus Rinke, Instrumentarium, Installationansicht im Forum des Centre Georges Pompidou, 1985, © Archiv Klaus Rinke

Für Rinke selbst stellt das Werk nicht nur "traditionelle Skulptur" dar, sondern eine radikale Denkweise, in der die Instrumente eine Anleitung für philosophisches Denken geben. In der aktualisierten Fassung der Arbeit in Tours fließt Wasser, das der Künstler von der Donau bis zur Loire den größten Flüssen Europas entnommen hat,– nur die Themse ist nicht vertreten. Der überzeugte Europäer Rinke (bereits in seinen Zwanzigern lebte er vier Jahre lang in Frankreich) regt so mit seinem "Instrumentarium" zum Nachdenken über künstlerische und kulturelle, aber auch geopolitische Herausforderungen der heutigen Zeit an.

Klaus Rinke, Instrumentarium, Aufbauansicht in der Nef des CCC OD, 2017, © E. Decouard - CCC OD, Tours

Parallel zu Rinkes Installation zeigt das CCC OD unter dem Titel "Düsseldorf mon amour" eine Übersicht über mehrere Jahrzehnte künstlerischen Schaffens im Deutschland der Nachkriegsjahre und versammelt Werke aus den Archiven des Künstlers, der Düsseldorfer Akademie-Galerie sowie aus der Sammlung des Centre Pompidou.

In der Ausstellung finden sind unter anderem Werke von Joseph Beuys, Günther Uecker, Gerhard Richter, Daniel Buren, Andreas Gursky und Thomas Ruff – Künstler, die die Kunstakademie mit ihrem Wirken prägten und auch in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen vertreten sind. Besonders interessiert sich "Düsseldorf mon amour" dabei für die Vielfalt der künstlerischen Ausdrucksweisen, die in der Akademie ihren Ursprung fanden und auch heute noch dort weiterentwickelt werden.

"Klaus Rinke. Düsseldorf mon amour" Installationsansicht mit Werken von Harald Klingelhöller, Jörg Immendorf, Tony Cragg, Wolfgang Luy, © F. Fernandez - CCC OD, Tours

Doch nicht nur vergangene Zeiten soll die Doppelausstellung hervorrufen, sie ist in Form von Vorträgen und Gesprächen auch Anlass zum Austausch mit den heutigen Protagonisten der Düsseldorfer Kunstszene.

Zum ersten Mal präsentiert das CCC OD so umfassend die Bedeutung der Kunstakademie Düsseldorf für die deutsche Nachkriegskunst in Frankreich – und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum deutsch-französischen Wissens- und Kulturtransfer.