Kunstsammlung NRW
Till Fellrath und Sam Bardaouil (v.l.) in der ständigen Sammlung von K20 Grabbeplatz.
Foto: Kunstsammlung
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Drei Fragen an… Sam Bardaouil und Till Fellrath

Derzeit haben sie ihre Zelte in Düsseldorf aufgeschlagen: Die Kuratoren Sam Bardaouil und Till Fellrath, von Berufs wegen Vielreisende und leidenschaftliche Kunstorganisatoren, bauen Anfang Juli ihre Ausstellung „Art et Liberté“, die zuvor in Paris und Madrid zu sehen war, im K20 auf.

Für #32 beantwortete uns das Duo drei Fragen:

#32: Sam und Till, Ihr arbeitet seit neun Jahren gemeinsam unter dem Namen Art Reoriented: Was bedeutet dieser Titel für Eure Arbeit? Ist es an der Zeit, dass sich die Kunst neu orientiert? Und wenn ja, wie?

TF: Mit Art Reoriented geht es uns nicht um die traditionelle Interpretation von Kunst. Wir zeigen neue Perspektiven auf die Kunst, wir sehen Dinge anders an. Nicht die Kunst muss sich neu orientieren, ihr geht es immer nur um die Kunst selbst. Uns geht es mit diesem Titel um den Betrachter. Wir geben so viel Experimentierraum wie möglich, sodass etwas Neues entsteht.
Ganz wichtig: Wir denken, dass Kunst immer zeitgenössisch ist. Wenn wir ältere Kunstwerke zeigen und Künstler aus anderen Kulturkreisen ausstellen, gibt es immer einen aktuellen Bezug - und das jenseits von kunsthistorischen und geopolitischen Einordnungen.

#32: Für die Dauer des Aufbaus von Art et Liberté habt ihr in Düsseldorf gewohnt. Ist es Euer erster längerer Aufenthalt hier? Wie empfindet Ihr die Kunstszene hier?

TF: Es ist vielleicht nicht bekannt, aber ich bin in Düsseldorf aufgewachsen, kenne hier jeden Fleck. Ich denke, es ist spannender, was Sam dazu sagt…

SB: Für mich ist Düsseldorf international unterbewertet. Eine wichtige Erfahrung für mich in Deutschland ist, zu begreifen, dass alles so dezentralisiert ist. Du kommst hier her und findest in jedem kleinen Ort ein eigenes Museum und eine eigene Sammlung. Ich denke, das hängt auch mit der Geschichte des Sammelns zusammen, vieles ist aus den Privatsammlungen wohlhabender Familien entstanden. Es gibt einfach Kunst an vielen großartigen Orten zu entdecken.

TF: Aber, kennt man Düsseldorf in New York? Ich glaube, früher war die Stadt in der internationalen Szene bekannter, vor der Wiedervereinigung, in der großen Zeit von Beuys und anderen an der Düsseldorfer Kunstakademie. Heute  liegt der Fokus hauptsächlich auf den Hauptstädten - London, Paris, New York, Berlin - aber das ist nicht das Problem der Städte, so ist die Kunstwelt geworden.

#32: In einem Interview mit der New York Times im vergangenen Jahr habt Ihr erzählt, dass Ihr mehr als die Hälfte eines Jahres auf Reisen seid und dabei gut 200-250 Ausstellungen besucht, um neue Inspirationen zu bekommen. Was sind eure nächsten Projekte? Woran arbeitet ihr gerade?

TF: Wir haben immer mehrere Projekte gleichzeitig. „Art et Liberté“ wird uns noch bis Mitte 2018 beschäftigen. Nach der Düsseldorfer Station reisen wir weiter zur Tate Liverpool und zum Abschluss dann ans Moderna Museet in Stockholm.

SB: Unsere jüngste Ausstellung heißt „Ways of Seeing“, derzeit ist sie in Istanbul zu sehen, später in diesem Jahr dann in Brüssel. Es ist eine internationale Gruppenausstellung, in der wir ganz unterschiedliche Ansätze zeigen, wie Künstler die Welt wahrnehmen.

TF: Unser nächstes großes Ausstellungsprojekt planen wir dann für 2019/20 in Berlin. Hierüber dürfen wir aber leider noch nicht sprechen…

SB: Und  dann gibt es noch unser Engagement für die Montblanc Cultural Foundation, der wir seit dem vergangenen Jahr vorstehen. Der Ansatz ist ein etwas anderer: Wir wollen junge, noch unbekanntere Künstler fördern, die einen Ort zum Arbeiten und Ausstellen benötigen, es geht auch um eine kuratorische Begleitung. Kürzlich haben wir ein fünfköpfiges Kuratorium berufen, dem bekannte Kuratoren und Direktoren von verschiedenen Institutionen angehören. In diesem Jahr konnten wir bereits zwei Künstler aus Manila nach Venedig bringen: Arbeiten von Katherine Nuñez and Issay Rodriguez sind noch bis zum Ende der Biennale in der Hauptausstellung dort zu sehen.

Weitere Informationen zu allen aktuellen und vergangenen Projekten, zu ihren zahlreichen Veröffentlichungen und Beiträgen finden sich auf der Seite von Art Reoriented

Wer Lust auf mehr hat, dem empfehlen wir das Portrait über Sam Bardaouil und Till Fellrath in der New York Times vom 08.09.2016 sowie den Instagram-Kanal @sbardaouil

Redaktion und Interview: Alissa Krusch


Art et Liberté
Umbruch, Krieg und Surrealismus in Ägypten (1938 – 1948)
15.07. – 15.10.2017
K20 Grabbeplatz