Kunstsammlung NRW
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Zu Gast bei Uecker: Bundestagspräsident Norbert Lammert im K20

Dass Bundestagspräsident Norbert Lammert (66) ein Freund von Kunst und Kultur ist, ist allgemein bekannt. Bei einem ganzen spontanen Besuch in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen outete sich der nach dem Bundespräsidenten „zweite Mann im Staat“ aber zudem als ein besonderer Kenner und Liebhaber des Werkes von Günther Uecker.

Für #32 traf Gerd Korinthenberg den prominenten Gast auf drei Fragen beim Rundgang durch das K20.

 

#32: Herr Lammert, wir freuen uns sehr, Sie hier zu Gast zu haben. Auf Ihrem Smartphone tragen Sie das Foto eines Nagelreliefs von Günther Uecker bei sich. Was begeistert Sie gerade an diesem Künstler?

Lammert: Es ist die außergewöhnliche Verbindung von Mensch, von Handwerk und Vision. Gerade die zeitgenössische Kunst steht ja immer wieder unter dem Verdacht, Mangel an handwerklichem Können durch genialischen Dilettantismus kompensieren zu wollen. Uecker ist eines der brillantesten Gegenbeispiele. Er gehört zudem nicht zu denen, die Trends nachgelaufen sind, sondern Trends gesetzt haben. Er ist jemand, der mich auch als Mensch außerordentlich beeindruckt.

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#32: Ist Uecker ihnen als Profi-Politiker besonders nah, weil sich der Künstler ja selbst auch als ausdrücklich politisch engagiert versteht?  

Lammert: Nein, eher nicht. Natürlich gefällt mir, dass er sich immer auch als engagierter Zeitgenosse verstanden hat und in unregelmäßigen Abständen mit demonstrativen Aktionen und Kunstwerken wahrzunehmen war – aber das würde mir nicht reichen. Diese Art politischer Bekenntnisfreude macht ihn nicht einzigartig. Da gibt es viele, die es in dieser Kategorie mit ihm aufnehmen können – denen es aber an den beiden anderen Begabungen mangelt.

#32: Fehlen Ihnen im Bundestag die Künstler, Schriftsteller, Komponisten. Wären nicht 10 Prozent der Parlamentarier aus künstlerischen Berufen wünschenswert?

Lammert: Abgesehen davon, dass ich Quotierungen ohnehin eher für einen gut gemeinten Irrtum als für eine Errungenschaft halte: Es gibt wenig Bereiche, die sich strukturell so brauchen und gleichzeitig so im Wege stehen wie Kunst und Politik. Die Politik ist handlungsunfähig, wenn sie nicht kompromissfähig ist, die Kunst darf aber keine Kompromisse machen.

Nach der Führung durch die Ausstellung: Norbert Lammert (Mitte) mit Anette Kruszynski, Leiterin der wissenschaftlichen Abteilung, und Hagen Lippe-Weißenfeld, Kaufmännischer Direktor der Kunstsammlung, Foto: Kunstsammlung