Kunstsammlung NRW
Karnevalsorden der Düsseldorfer Prinzengarde Blau-Weiß
this & that

Museum an der Narrenbrust – Karnevalsorden aus dem Künstleratelier

Wenn im ebenso feier- wie sinnenfrohen Rheinland Kunst und Karneval zusammenstoßen, kann nur etwas Wunderbares geschehen: Seit vielen Jahren lässt sich die Düsseldorfer "Prinzengarde Blau-Weiß", traditionsreiche Leibgarde der "Venetia" genannten örtlichen Karnevalsprinzessin,  ihre Orden von hochkarätigen Künstlern entwerfen. Ein – zugegebenermaßen – etwas blechern klimperndes Kompendium an Klein-Kunstwerken aus den Ateliers international geschätzter Künstler von Mack und Uecker bis Ruff und Knoebel ist so im Laufe der Jahre entstanden.

Für #32 hat sich Gerd Korinthenberg auf die Spuren dieser wunderbaren Freundschaft zwischen Narren und Künstlern am Rhein gemacht.

Mit sichtlichem Stolz öffnen Josef Nagel, der Ehren-Senatspräsident der "Blau-Weißen", und Michael Schweers, ihr Präsident, den großen Büroschrank: Säuberlich in Tüten verpackt ruht hier, über die Jahre gehortet, ein  karnevalistischer Kunstschatz aus fast zwei Jahrzehnten. Angesichts des glitzernden Flitters üblicher Karnevalsauszeichnungen aus Goldimitat und Glassteinchen sei ihnen schon vor vielen Jahren klar geworden, "wir wollen was anderes machen", schildert das Narren-Duo entschieden.

Der Kontakt zu Künstlern war über Sammler und karnevalsaffine Künstlerfreunde recht rasch hergestellt. Schon in den frühen 2000er Jahren waren die gerade wieder zu Weltruhm gelangten Heroen der "Zero"-Gruppe mit im närrischen Boot. Sie lieferten – wie überraschend viele nach ihnen – für ihren jeweiligen Stil ganz untypische Entwürfe. Heinz Mack gestaltete eine kunterbunte Narrenkappe, Günther Uecker ließ sich geometrische Farbfelder vor einer rhythmischen Struktur einfallen, die fern an seine Nagelreliefs erinnern. Bei Otto Piene schließlich dreht ein Narr der Welt eine lange Nase. Der Kontakt zu Uecker sei supereinfach gewesen, schildert Ehrensenator Josef Nagel: "Na, Nagel, das passt doch", habe ihn der Künstler an der Ateliertür empfangen. 

Präsident Michael Schweers präsentiert den neuesten Orden, der von Imi Knoebel gestaltet wurde.

Ex-Akademierektor Markus Lüpertz setzte einen rot-grünen Clown mit ausladender Eulenspiegel-Kappe ins Zentrum des über die Jahre stets rautenförmigen Ordens, der jeweils in 2000er Auflage produziert wird ("1500 große für die Herren und 500 kleine für die Damen."). Sein Amtsnachfolger Tony Cragg ließ sich 2011 ein abstraktes, silbriges Relief einfallen und der vor gut fünf Jahren gestorbene Maler Norbert Tadeusz brachte die braven Karnevalisten 2008 mit einem schwarzohrigen Hund gehörig ins Grübeln. Vor drei Jahren ging als blauschimmernde Sichel der Mond am Sternenhimmel unter: Fotokünstler Thomas Ruff hatte dieses poetische und gänzlich unkarnevalistisch verträumte Motiv erdacht.

Je weiter die originelle Ordensreihe fortschreite, desto einfacher sei es nun, namhafte Künstler zu gewinnen, schildern die beiden Blau-Weiß-Würdenträger – und im nahen Wuppertal habe man glücklicherweise auch eine Firma gefunden, die bei der Ordensproduktion sensibel genug mit den manchmal etwas komplizierten Künstlern umzugehen wisse: "Abgesagt haben uns bisher nur Gerhard Richter und Georg Baselitz."  

Ganz unkompliziert sei die Zusammenarbeit mit dem Minimal-Künstler Imi Knoebel gewesen. Knoebel, der eben noch unter den Augen Europas die Glasfenster der Kathedrale von Reims gestaltet hat, nutzte für den aktuellen Prinzengarden-Orden das Motiv seines sechszackigen, windschiefen "Kindersterns". Des Künstlers Vorschlag, den Stern im typischen Knallrot zu gestalten, sei man lieber nicht gefolgt, sagen die beiden vorsichtigen Karnevalisten: "Dafür leuchtet der in Gelb jetzt im Dämmerlicht besonders schön, das sah toll aus neulich bei unserem Ball..."