Kunstsammlung NRW
Otto Piene vor seinen INFLATABLES, Light and Air, Langen Foundation, Neuss, 2014, © VG Bild-Kunst, Bonn 2014, Foto: Katja Illner
this & that

Himmelskünstler und Flammenmagier – Der ZERO-Künstler Piene ist tot

Otto Pienes Kunst kannte keine Grenzen. Er schmückte den Himmel mit aufblasbaren Skulpturen und malte mit dem Feuer. Mitten in seinem künstlerischen Schaffen ist Piene in Berlin mit 86 Jahren gestorben.

Von Dorothea Hülsmeier für #32

Otto Piene war mitten in der künstlerischen Aktion, so wie er es liebte. In Berlin hatte der betagte Licht- und Feuerkünstler gerade eine große retrospektive Doppelausstellung eröffnet. Dann prüfte er noch die Vorbereitungen für eines seiner berühmten Sky Events auf dem Dach der Neuen Nationalgalerie. Auf der Rückfahrt setzte sein Herz aus: Der Feuer- und Himmelskünstler Otto Piene, Mitbegründer der ZERO-Bewegung, starb am 17. Juli in Berlin im Alter von 86 Jahren. Er sei "so glücklich und zufrieden" über die Hommage in Berlin gewesen, sagten die, die ihn in den letzten Tagen begleitet hatten.

Trotz seines hohen Alters hatte Piene noch viel vor und pendelte unermüdlich zwischen den USA, wo er seit vielen Jahren mit seiner Frau in Groton (Massachusetts) auf einer Farm lebte, und Deutschland. Der Stadt Düsseldorf, wo die Künstlerbewegung ZERO ihren Ursprung hatte, blieb Piene immer verbunden.

Der Himmel als Leinwand

Der Himmel war die Leinwand für Piene, sein Pinsel waren Flammen. Er malte Bilder aus Rauch und ließ Blumen aus Feuer entstehen. Ende der 50er Jahre, als die abstrakte Malerei die Richtung der Nachkriegskunst vorgab, suchten Piene und seine Mitstreiter nach einem radikaleren Neuanfang. Sie experimentierten mit elementaren den Kräften der Natur: Licht, Bewegung, Wind, Feuer, Luft, Energie.

Zusammen mit Heinz Mack rief Piene 1957 in Düsseldorf die ZERO-Bewegung ins Leben. Etwas später stieß Günther Uecker dazu. Piene, Mack und Uecker bildeten fortan das ZERO-Dreigestirn. Und alle drei arbeiteten bis in die jüngste Zeit in ihren Ateliers. Uecker und Mack machen nun allein weiter.

In den großen Museen hängen heute Pienes Feuerblumen, doch eigentlich passt seine Kunst nicht in geschlossene Räume. Denn sie ist flüchtig, für den Augenblick gemacht. Sein Vorbild, so sagte er einmal, sei der Himmel - "der verändert sich auch ständig".

Piene war beteiligt an der Entwicklung neuer Kunstformen wie Medienkunst und Performances. Er malte nicht das Licht, er ließ es malen. So entstanden "Lichträume", "Lichtgeister" und "Lichtballette" aus sich bewegenden Raumprojektionen. Bunte Feuergouachen und Feuerblumen entstanden, wenn er mit brennbarer Farbe auf die Leinwand malte und sie anzündete.

Aufblasbare Skulpturen: "Inflatables"

"Inflatables", aufblasbare Skulpturen, nannte er seine Luftprojekte - stachelige weiße Sterne oder Blumen. Berühmt ist der riesige Plastikregenbogen, den er bei den Olympischen Spielen in München 1972 in den Himmel steigen ließ - nach dem Attentat auf das Team aus Israel war dies auch ein Zeichen der Friedenshoffnung.

Der am 28. April 1928 geborene Piene wuchs in der ostwestfälischen Kleinstadt Lübbecke auf. Er wurde geprägt von der Dunkelheit des Zweiten Weltkriegs, den er als jugendlicher Flakhelfer erlebte. "Daraus wurde dieser enorme Impuls, etwas daraus zu machen», sagte er einmal. In einer Zeit, in der alles kaputt war, habe er etwas schaffen wollen, «was als Ausdruck der Seele oder der geistigen Verständigung unter Menschen taugt". Piene wollte das Licht mit aller Kraft zurück in die Welt bringen.

Bis 1964 arbeitete Piene als Dozent an der Modeschule Düsseldorf, dann zog es ihn nach Amerika. Am weltbekannten Massachusetts Institute of Technology (M.I.T.) in Boston übernahm Piene 1974 das Center for Advanced Visual Studies (CAVS). 20 Jahre leitete er das Medienlabor für künstlerisch-optische Experimente.

Eliasson und Saraceno in Tradition des Lichtkünstlers

Pienes Verbindung von Kunst, Natur, Wissenschaft und Technik ist bis heute richtungsweisend. Junge Künstler wie der Däne Olafur Eliasson oder Tomás Saraceno, beide derzeit in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen zu sehen, stehen mit ihren Grenzgängen zwischen Kunst und physikalischen Experimenten in der Tradition des Lichtkünstlers. Als eine der "großen Lichtgestalten" der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts wird Piene nun gewürdigt.

Otto Piene, INFLATABLES, Light and Air, Langen Foundation, Neuss, 2014, © VG Bild-Kunst, Bonn 2014, Foto: Wolfgang Vollmer

Als Beitrag zur Quadriennale Düsseldorf zeigt die Langen Foundation in Neuss noch bis zum 15. August 2014 die Ausstellung Otto Piene: Light and Air. Am 9. August findet um 16.00 Uhr ein Sky Event im Außenbereich des Museums statt.

http://langenfoundation.de/ausstellungen/aktuell/aktuell-details/artikel/otto-piene/

Weitere Informationen zum Leben und Werk von Otto Piene sowie den Künstlern der Gruppe ZERO:

http://www.zerofoundation.de/5.html

 

 

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht.
Erforderliche Felder sind markiert *