making of: Carmen Herrera – „Neuankömmlinge" in der Kunstsammlung
Im Frühjahr 2018 findet sich kaum eine Besprechung der Ausstellung Lines of Sight von Carmen Herrera, die nicht die Frage stellt: "Wie kann es sein, dass diese Pionierin der Minimal-Kunst so lange übersehen worden ist?" Grund genug, sich das Lebenswerk der heute 102-Jährigen genauer anzusehen. Allerdings waren nur wenige ihrer farbstarken, abstrakten Werke bisher in öffentlichen Sammlungen in Europa zu sehen.
Mit gleich vier Werken Carmen Herreras, von denen drei aus NRW-Landesmitteln angekauft werden konnten, besitzt die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen nun den größten Herrera-Bestand in einem deutschen Museum.
Für #32 stellen wir die "Neuankömmlinge" vor:
Die signalrote, kubische Skulptur "Estructura Roja" stammt im ersten Entwurf aus dem Jahr 1966. Erst 2012 konnte Herrera, deren frühes Architekturstudium an diesem Werk sehr deutlich wird, die Skulptur realisieren. In der Ausstellung im K20 zieht sie derzeit gleich im ersten Raum auf der rechten Seite die Blicke der Besucher auf sich.
Some Blue some White
Eine weitere Erwerbung hängt ebenfalls im Ausstellungsraum: das 1992 entstandene Gemälde "Some Blue some White", eine kühne quadratische Komposition (106,7 x 106,7 cm) in blau und weiß.
Das Werk, hier in der Bildmitte am Eingang zum grafischen Kabinett der Ausstellung zu sehen, steht in der Ausstellung stellvertretend für das spätere Werk der Künstlerin, das in der Zeit nach der großen mehrteiligen Wochentags-Serie "Days of the Week" entstanden ist.
Avantgardistin der Abstraktion
Die Avantgardistin der geometrischen Abstraktion bisher im internationalen Kunstgeschehen weit weniger wahrgenommen als ihre weltberühmten Kollegen Barnett Newman, Frank Stella oder Ellsworth Kelly, deren Arbeiten seit langem in vielen Museumssammlungen zu sehen sind.
In die Sammlungspräsentation im 2. Obergeschoss des Museums am Grabbeplatz bereits eingereiht hat sich nun ein Gemälde aus dem Jahr 2015: Auch "Alpes" mit seinen weiß-grünen "Zackenzähnen" (182,8 x 304,8 cm) zählt zu den unverkennbaren, auf größter Reduktion basierenden Farbflächenbildern der Künstlerin.
Ein Gruß aus New York
Schließlich bedankte sich Carmen Herrera für ihre Ausstellung in Düsseldorf noch mit einem zusätzlichen Geschenk an die Landesgalerie: Sie überließ der Kunstsammlung eine unbetitelte Arbeit auf Papier, ebenfalls von 2015.
Carmen Herrera konnte nicht selbst nach zur Ausstellung anreisen, freute sich aber sehr über ein überbrachtes Paket aus Düsseldorf: Neben Presseausschnitten, Flyern und Plakaten interessierte sie sich auch sehr für den Ausstellungsfilm von Ralph Goertz, der in der Ausstellung gezeigt wird.
Hier die Künstlerin in ihrem Studio: