Kandinsky & Mondrian – analyzed!
Was verbirgt sich unter den Farbschichten und der Oberfläche eines Kunstwerkes? Wie werden Kunstwerke untersucht und auf ihre Echtheit geprüft, ohne diese durch das Entnehmen von Proben zu gefährden? Jessica Lunk, Nina Quabeck und Anne Skaliks, Restauratorinnen der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, haben zusammen mit den Spezialisten des CICS Werke von Kandinsky und Mondrian im wahrsten Sinne des Wortes „durchleuchtet“.
Kunstwerke zu erforschen und zu erhalten gehört zu den fundamentalen Aufgaben eines Restaurators an einem Kunstmuseum. Jedes Werk einer Sammlung wird ganz genau angeschaut und analysiert. Eingehend werden Vorder- und Rückseite untersucht, natürlich mit den Augen – aber auch mit verschiedenen technischen Hilfsmitteln wie dem Streiflicht, Auflicht, Durchlicht, UV-Strahlung und unter dem Mikroskop. Nicht nur auf Grund von Kunstfälschungen und immer ausgereifteren Kopiertechniken, gewinnt der Blick »in die Tiefe« der Kunstwerke in den letzten Jahrzehnten zunehmend an Bedeutung. Um die Materialität des Kunstwerkes nicht zu gefährden, kommen bei Untersuchungen der Farb- und Malschichten moderne strahlendiagnostische Untersuchungstechniken zur Anwendung. So können Einblicke gewährt werden, die dem bloßen Auge sonst verborgen bleiben: eine zarte Vorzeichnung des Künstlers unter deckenden Farbschichten oder die Verwendung spezifischer Pigmente, die Rückschlüsse auf eine bestimmte Epoche zulassen.
Für Restauratoren und Kunsthistoriker sind die so gewonnenen Erkenntnisse zu Malweise und Entstehungsgeschichte eines Werkes nicht nur interessant sondern unabdingbar. Kunsttechnologische Untersuchungen und Analysen ermöglichen ein tieferes Verständnis von Kunstwerken. Sie helfen außerdem Fragen zu Datierung, Zuschreibung, ursprünglichen Zusammenhängen und Zustandsveränderungen zu beantworten.
Für die Ausstellung „Kandinsky, Malewitsch, Mondrian - Der weiße Abgrund Unendlichkeit“ wurden die in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen bewahrten Werke von Wassily Kandinsky und Piet Mondrian einer profunden kunsttechnologischen Untersuchung unterzogen. Bei dieser Untersuchung bekam das Restauratoren-Team der Kunstsammlung tatkräftige Unterstützung - die Spezialisten des Cologne Institute of Conservation Sciences (CICS) der Fachhochschule Köln standen technisch perfekt ausgestattet zur Seite. Mitgebracht haben Diana Blumenroth, Luigi di Stefano und Prof. Hans Portsteffen ihre digitale Infrarot-Kamera, ihr Röntgenfluoreszensanalyse-Gerät und ihre digitale Röntgen-Einheit.
Die Werke „Durchgehender Strich“ (1923) und „Komposition IV“ (1911) Kandinskys und „Komposition mit Blau und Weiß“ (1936), „Komposition mit Gelb“ (1930) und „Rhythmus aus geraden Linien“ (1937/1942) von Piet Mondrian konnten so zerstörungsfrei, also ohne jede Probenentnahme, untersucht werden. Dabei wurde deutlich, dass die Künstler Bleiweiß und Zinkweiß als Weißpigmente verwendeten, die sie in den Gemälden zum Teil neben- oder sogar übereinander auftrugen. Beabsichtigten sie so die gezielten unterschiedlichen Farbwirkungen der Weißtöne in ihren Kompositionen? Wir können nur spekulieren – für unser Thema der „weißen Flächen“ in den Werken von Kandinsky, Malewitsch und Mondrian ist diese Erkenntnis jedoch sehr erhellend!
Jessica Lunk, Nina Quabeck und Anne Skaliks sind Restauratorinnen der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen und interessieren sich nicht nur für den ersten Blick auf ein Kunstwerk, sondern auch für das, was sich unter der Oberfläche verbirgt.
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26.02.2014 09:12 noraAntworten
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26.02.2014 09:22 Alissa KruschAntworten
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