Kunstsammlung NRW
Besucherinnen und Besucher der Werkpräsentation der dritten Fokusgruppe in den Laborräumen von K20, Foto: Kunstsammlung
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Wegen Umbau geöffnet: Eine Kunstsammlung wird neu verhandelt

Seit Januar 2017 werfen interessierte Besucherinnen und Besucher der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen im Projekt „Wegen Umbau geöffnet“ ganz eigene Blicke auf Kunstwerke der Moderne und befragen dabei den kunsthistorischen Kanon. Als Fokusgruppen arbeiten sie in den Labor-Räumen der Kunstsammlung in einer hierfür entworfenen Ausstellungsarchitektur. Für #32 gibt Osasumwen Ekhator, derzeit FSJlerin in der Abteilung Bildung der Kunstsammlung und Teilnehmerin der dritten Fokusgruppe, einen Einblick in den Ablauf der Workshops.

Wer im Dezember 2017 die Sammlung im K20 besuchte und das daran angeschlossene Labor durch einen goldenen Lametta-Vorhang betrat, konnte dort eine außergewöhnliche Ausstellung entdecken: Bunte Teppiche, Sitzsäcke, Palmen und Lichterketten zierten die Präsentation, die wir entwickelt haben. Wir, die dritte Fokusgruppe des Projekts „Wegen Umbau geöffnet“, hatten uns an vier Nachmittagen im November getroffen und im Museum unsere eigene Werkpräsentation ertüftelt.

Nachdem wir uns zu Beginn des ersten Termins gegenseitig bekannt gemacht hatten, ging die Arbeit auch schon los: im hinteren Bereich des Labors, wo ein Depot mit Reproduktionen verschiedener Kunstwerke untergebracht ist. An klappbaren Depotwänden befinden sich sowohl Werke aus dem Bestand der Kunstsammlung als auch Werke jenseits des westlichen Kanons.

Installationsansicht in den Laborräumen von K20, Foto: Achim Kukulies

Aus ebendiesem Depot hat sich jeder von uns ein Bild ausgesucht: Meine Wahl fiel auf das Gemälde „A l’exposition“ (1932) des libanesischen Malers Omar Onsi. Darauf ist eine Gruppe von Frauen zu sehen, die in einer Ausstellung ein Gemälde mit nackten Figuren betrachtet. Die Reproduktionen haben wir auf Stellwänden in den anfangs leeren Raum gestellt. Dabei konnten wir frei entscheiden, wo die Bilder stehen sollten, haben gemeinsam die Wirkung besprochen und mehrere Varianten ausprobiert.

Nachdem wir alle mit der Aufstellung zufrieden waren, hatten wir zur Aufgabe, uns zu dem Bild zu positionieren. Ich etwa habe mich relativ nahe an mein Bild gestellt, weil ich gerne die Pinselstriche aus allen Richtungen sehe. Am Ende gab es einen Fragebogen, um uns unsere ersten Gedanken und Assoziationen zum gewählten Werk zu notieren. Denn an den Werken hingen absichtlich keine Schilder mit dem Titel und dem Künstlernamen, da es nur um unsere eigenen Interpretationen ging und wir sie nach dem ersten Impuls aussuchen sollten.

Bei unseren nächsten beiden Treffen ging es darum, unser Gefühl und die Assoziationen zum gewählten Bild auszudrücken. Wir konnten zum Beispiel Gegenstände mitbringen, die wir mit unserem Bild verbinden. Eine Teilnehmerin hat sich in ein unbenanntes Gemälde des indischen Künstlers Gaganendranath Tagore hineinversetzt und sich vorgestellt, dass man auf den zu erkennenden Gängen und Treppen des Bildes wie eine Maus durch ein Labyrinth laufen müsste. Also brachte sie ein „Käse-Spiel“ mit, bei dem man mit einem Holzstück an einer Schnur durch die Löcher des Käses fahren konnte. Außerdem haben wir sogenannte „Moodboards“ aus vielen verschiedenen Postkarten erstellt, um zu schauen, welch unterschiedlichen Eindrücke und Gefühle man bei ein- und demselben Bild bekommen kann.

Wir wurden dazu angeregt, uns Gedanken über passende Musik, Geräusche und Texte zu den Werken zu machen und diese vorzubereiten und aufzunehmen. Da die Reproduktionen eine Plexiglasscheibe zum Schutz hatten, war es auch möglich, etwas darüber zu kleben oder zu schreiben, was auch einige Teilnehmer gemacht haben. So wurden die Bilder zum Teil mit Fragen oder mit Collagen versehen. Ausgehend von dem Gemälde von Omar Onsi habe ich mich zum Beispiel mit den Themen der Nacktheit in den sozialen Netzwerken und Medien auseinandergesetzt, indem ich für eine Collage gefundene Bilder aus dem Internet verwendet habe.

Bei dem letzten Termin blieben wir sogar bis zur Schließung des Museums, damit wir noch einmal ordentlich Zeit für die Ausarbeitung  unserer Präsentationen hatten. An diesem Tag konnten wir uns auch Hilfe und Anregung von Mitarbeitern aus dem Museum holen. Es gab Gespräche mit der Kuratorin Doris Krystof sowie Julia Hagenberg und Peter Schüller aus der Abteilung Bildung, die uns Feedback und einige Tipps mitgegeben haben. So konnten manche ihr Vorhaben nochmal etwas umstrukturieren oder besser und einfacher ausarbeiten.

Besucherinnen und Besucher der Werkpräsentation der dritten Fokusgruppe in den Laborräumen von K20, Foto: Kunstsammlung

Und dann war es auch schon so weit: Der KPMG-Kunstabend stand vor der Tür und somit auch die Neueröffnung des Labors mit unserer eigenen kleinen Ausstellung. Es gab viele neugierige Blicke, Fragen und Gespräche und einfach einen tollen Abschluss, für den sich die Arbeit wirklich gelohnt hat!

Nebenbei: Die Atmosphäre in der Gruppe war einfach toll! Wir haben an unseren Projekten gearbeitet, Musik gehört und in den Pausen zusammen gegessen. Zwischendurch hatten wir natürlich auch eine Pause zum Pizzaessen eingelegt. Das Miteinander war sehr entspannt, was mir persönlich mit am Meisten gefallen hat!


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