Kunstsammlung NRW
Bühnenbild von Alban Bergs „Wozzeck“, Inszenierung: William Kentridge, Salzburger Festspiele, 2017: Matthias Goerne (Wozzeck), Jens Larsen (Doktor), © Salzburger Festspiele / Ruth Walz
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Was macht eigentlich... William Kentridge?

Im Untergeschoss von K21 ist derzeit die Sammlungspräsentation real sets / fictional sets zu sehen: Unter den Foto- und Videoarbeiten findet sich das Werk Tide Table (2005) von William Kentridge. Aus diesem Anlass hat Charlotte Wagner für #32 aktuelle Projekte des Künstlers unter die Lupe genommen.

William Kentridges Oeuvre ist breit gefächert: Neben Zeichnungen, Filmen, Druckgrafiken und Tapisserien arbeitet der südafrikanische Künstler auch an multimedialen Installationen sowie an Theater- und Opernproduktionen. Dabei werden unterschiedliche Medien miteinander verwoben, Gattungsgrenzen überschritten.

Kentridges Werk wird vom Grauen der Apartheid geprägt. Kolonialismus, Tyrannei und die Abhängigkeit menschlicher Existenz von äußeren, politischen Umständen werden durch emotional aufgeladene Bilder thematisiert. Dabei erzählt er keine konkreten Geschichten, sondern überlässt dem Betrachter interpretatorische Freiheiten und ermöglicht so eine individuelle Auseinandersetzung mit dem Dargestellten.

Vor kurzem feierte die von Kentridge inszenierte Oper Wozzeck von Alban Berg, nach dem Fragment Georg Büchners, auf den diesjährigen Salzburger Festspielen Premiere. Das Bühnenbild wird von zerreißenden Projektionen bestimmt, deren Zusammenspiel mit den Darstellern genau abgestimmt ist.

Parallel dazu widmet sich das Museum der Moderne Salzburg noch bis zum 5. November mit der Einzelausstellung Thick Time den Installationen und Inszenierungen des Künstlers.
Im Rupertinum wird Kentridges Arbeit mit dem Theater und der Oper, von seinen frühen Produktionen der 1970er- und 1980er-Jahre bis zur aktuellen, mittlerweile fünften Opernregie zu Wozzeck, in den Blick genommen.

The Refusal of Time, 2012, Ausstellungsansicht Mönchsberg, William Kentridge. Thick Time. Installationen und Inszenierungen, Museum der Moderne Salzburg, 2017
© Museum der Moderne Salzburg, Foto: Rainer Iglar

Am Mönchsberg werden ausgewählte Installationen seit den frühen 2000er Jahren gezeigt. Neben der documenta-Arbeit The Refusal of Time sind unter anderem drei jüngere Installationen aus dem Jahr 2015 zu sehen: Bei der monumentalen, über 40 Meter langen Filmprojektion More Sweetly Play The Dance zieht ein Zug schattenhafter Figuren durch eine weite, dürre Landschaft und erinnert an einen Totentanz. Begleitet wird die Prozession von einer südafrikanischen Brass-Band, deren Musik den dunklen Ausstellungsraum durchströmt. Der Besucher schwingt zwischen Melancholie und Heiterkeit mit.

 

More Sweetly Play the Dance, 2015, Ausstellungsansicht Mönchsberg, William Kentridge. Thick Time. Installationen und Inszenierungen, Museum der Moderne Salzburg, 2017
© Museum der Moderne Salzburg, Foto: Rainer Iglar

Gezeigt wird außerdem die Serie Drawings for Projection (1989-2011), die mittlerweile 10 Kurzfilme umfasst, in denen Kentridge den Weg seines Heimatlandes Südafrika von der Apartheid in die Demokratie nachvollzieht.
Die animierten Filme, die auf Kohlezeichnungen basieren, haben eine spezielle Technik: Im Unterschied zu der herkömmlichen Animationstechnik, bei der pro Zeichnung ein neuer Bildträger genutzt wird, nimmt Kentridge in seinen Kohlezeichnungen mehrmals kleine Veränderungen durch stetiges Radieren und Neuzeichnen vor, die mit einer Fotokamera festgehalten werden. Je nach Länge des Films werden nur zwischen 20 und 40 Kohlezeichnungen angefertigt - als intendierter Effekt bleiben die Spuren der Veränderungen sichtbar. Die einzelnen Aufnahmen werden zu einem Film zusammengefügt und mit Ton und Musik hinterlegt. Es ist vor allem diese Technik, die Kentridge mit seinen Drawings for Projection bekannt gemacht hat.

Als Teil der Kurzfilmserie entstand 2005 der Film Tide Table, der die gesellschaftlichen Gegensätze Südafrikas darstellt. Bis zum 8. Oktober ist Tide Table in der Ausstellung real sets / fictional sets Videos und Fotografien aus der Sammlung im Untergeschoss des K21 zu sehen.



William Kentridge. Thick Time. Installationen und Inszenierungen
Museum der Moderne Salzburg, Rupertinum, Mönchsberg
29.07. – 05.11.2017

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real sets / fictional sets
Videos und Fotografien aus der Sammlung
K21 Ständehaus
02.08. – 08.10.2017

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