Kunstsammlung NRW
Peter Kogler und Anette Kruszynski im K21, Foto: Wilfried Meyer
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Allgegenwärtig und flächendeckend: Das Schaufenster-Projekt #Youbiquitous und der neue K21 Künstlerraum von Peter Kogler

Mehr als fünf Monate wurde das Schaufenster-Kunstwerk #Youbiquitous zwischen Multimediakünstler Peter Kogler und Kuratorin Doris Krystof entwickelt. Mehrfach änderte sich das Konzept der Installation, die den exponierten Ort des Schaufensters bei Breuninger an der Düsseldorfer Kö bespielen sollte. Schließlich kamen die beiden jungen Künstlerinnen Linnéa Schwarz und Sara Chaparro dazu. Ihre nun zweieinhalb Wochen lang dauernde Performance verleiht der Arbeit zusätzliche Komplexität. „Es war völlig unklar, wohin die Reise geht“, gestand der sichtlich von Ort und Team begeisterte Kogler am Abend der Eröffnung, die in feierlichem Rahmen inmitten der exklusiven Accessoires und Kosmetikartikel des Hauses stattfand.

Anlässlich des Schaufenster-Projektes und des parallel im K21 gezeigten Künstlerraums von Peter Kogler traf #32 den Künstler zum Gespräch.

3 Fragen an Peter Kogler von Alissa Krusch


#32: Sie arbeiten häufig an Orten des öffentlichen Raums, etwa in Bahnhöfen oder an Haltestellen. Auch Fassadengestaltungen, Bühnenbilder und ein Skatepark finden sich in Ihrem Werk. Was macht den Ort des Schaufensters besonders?

Peter Kogler: Im Gegensatz zu meinem Künstlerraum im K21 – also einer Museumsarbeit im Kunst-Kontext – ist das Schaufenster an sich ein exponierter Ort. Ein weiterer Unterschied ist das Publikum. Wenn man in der Stadt ausstellt, muss die Arbeit eine gewisse Unmittelbarkeit haben. Das Museum ist bewusst, die Stadt ist überraschend.


#32: Bei der Arbeit #Youbiquitous, die für das Schaufenster von Breuninger entstanden ist, werden die Passanten durch die beiden Künstlerinnen Linnéa Schwarz und Sara Chaparro unmittelbar adressiert. Was erwartet die Schaufenster-Flaneure?

Peter Kogler: Die beiden Künstlerinnen nutzen das Schaufenster wir einen Studioraum. Wahrscheinlich ist es für die Passanten irritierend, sie sehen nicht ein Schaufenster, sondern eine merkwürdige Bürosituation: große Displays, über die die Künstlerinnen öffentlich kommunizieren.

Es ist eine bewusste Entscheidung, die Social Media einzubeziehen, sie in der Arbeit stark zu nutzen. Auch wenn ich persönlich nichts poste, interessieren mich diese neuen Medien als Phänomen.

Besucherin im K21 Künstlerraum von Peter Kogler (Ich ist eine Ego-Maschine, ERES Stiftung, München, 2016), Foto: Wilfried Meyer

#32: Auffällig ist, dass Betrachter ihrer Werke es offenbar lieben, sich darin zu fotografieren. Schon am ersten Wochenende, an dem Ihr Künstlerraum im K21 geöffnet wurde, haben wir dies bei Instagram verfolgen können. Wie schätzen Sie diese Form der Auseinandersetzung mit Ihrem Werk ein?

Peter Kogler: Mit Computern arbeite ich seit 1984. Mit dem ersten Macintosh hat es begonnen, dass wir den Computer durch seine grafische Oberfläche ganz intuitiv nutzen. Es war klar, dass sich darüber etwas ganz Grundsätzliches ändern würde.

1992 habe ich auf der Documenta ausgestellt, eine große Installation mit dem Zeichen einer Ameise. Eine einzige Ameise habe ich hundertfach reproduziert. Diese Arbeit war damals in allen Printmedien abgebildet. Es ist der Aspekt von Monumentalität, die durch Vervielfältigung entsteht.

Das trifft interessanterweise auf viele meiner Arbeiten zu, da sind Ameisen, Röhren, Netze, Gehirne. Wir leben in Informationssystemen und gehen mit ihnen um. Ich glaube schon, dass die neuen Medien einen generellen Einfluss auf meine Arbeit haben – sicher wird sie sich auch dadurch verändern.

Peter Kogler am Abend der Eröffnung, Foto: Wilfried Meyer


Während des Eröffnungsgesprächs kamen Peter Kogler und Doris Krystof auf den Titel der Schaufenster-Installation zu sprechen. Die Wortschöpfung Youbiquitous beinhaltet neben der Anspielung auf Youtube und die egozentrischen Strukturen im Netz auch die Übersetzung von ubiquitär, nämlich „allgegenwärtig“ und auch „flächendeckend“ – passend zu den verschlungenen und sich vielfach wiederholenden Bildern Koglers schließt sich hier der Kreis.

Die Installation #Youbiquitous ist vom 21. April bis 6. Mai 2017 bei Breuninger in Düsseldorf zu sehen. Die Schaufenster-Performances der Künstlerinnen können bei Facebook, Twitter und Instagram sowie in Live-Streams unter dem Hashtag #Youbiquitous online verfolgt werden. Digital und auch vor Ort besteht die Möglichkeit, mit ihnen in Kontakt zu treten.

#Youbiquitous

Im K21 ist ab Mitte April der Künstlerraum „Untitled“ (2016) von Peter Kogler in der 1. Etage des Ständehauses zu sehen. Die Installation aus Spiegeln und Monitoren erzeugt kaleidoskopisch abstrakte Bilder und zieht die herkömmliche Raumerfahrung in Zweifel.

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